Veröffentlicht am 30. Juli 2012 von Denis Prosenc - Trauer und Grabmal
Seit einigen Jahren gibt es in unserer Nachbarstadt Herne Kolumbarienwände. Sie finden Sie auf dem Südfriedhof an der Wischerstraße in Herne. Da wir als Steinmetzbetrieb auch in Herne öfters Grabmale aufstellen, gestalten wir auch dort auf dem Südfriedhof hin und wieder Abdeckplatten für die Kolumbarienwände. Dieses Art von Urnengrab wird auch als Urnennische bezeichnet.
Kolumbarien sind inzwischen eine etablierte Bestattungsform
Ob dies eine Art der Urnenbeisetzung ist, mit der man gut seine Trauer begleiten kann? Das müssen die Hinterbliebenen entscheiden. Ich vermag mir darüber kein Urteil zu erlauben. Aber die Tatsache, daß diese Urnengräber in Herne recht populär sind, gibt auch dieser Grabart eine eindeutige Berechtigung.
Urnenplatten in Herne Friedhof Wiescherstraße: Gestalterisch für den Steinmetz eine Herausforderung
Gestalterisch sind die Urnenplatten für Kolumbarien aber eine Herausforderung. Das scheint auf den ersten Blick verwunderlich, denn diese Platte sind alle einheitlich und sehr schlicht: 38×42 cm groß, grauer Granit, poliert. Aber genau diese Einfachheit stellt viele Steinmetze augenscheinlich vor gestalterische Grundprobleme: von einigen hundert Urnenplatten die inzwischen dort dicht an dicht hängen, konnten mich persönlich nur ganze zwei überzeugen.
Dabei sind es nur einige grundsätztliche Punkte, die bei der Gestaltung einer Kolumbarienplatte beachten werden sollten. Doch welche Punkte sind das?
1. Die Blickrichtung ändert sich
Kolumbarienwände sind radikal reduzierte Grabstätten. Sie laufen konträr zu allen bisher bekannten Bestattungsformen und haben nichts mit einem herkömmlichen Urnengrab gemeinsam. Statt horizontal nach unten zu bestatten, wird nun vertikal in die Höhe gebaut und nach oben beigesetzt. Das wirkt sich natürlich auch auf die Gestaltung aus. Statt von oben nach unten auf ein Grabmal zu schauen, geht die Blickrichtung nun in die Vertikale weg vom Boden nach oben zur Urnennische. Gestalterisch muss man daher darauf achten, daß die Platte gleichmäßiger mit den gewünschten Elementen gestaltet wird. Gut gestaltete Grabsteine werden meistens so aufgeteilt, daß im unteren Bereich keine Schrift eingearbeitet wird. Grund dafür: die Bepflanzung des Grabes würde die Schrift verdecken und den Stein optisch verkürzen. Bei einer Kolumbarienwand ist die Platte immer komplett zu sehen.
2. Die Distanz zum Stein beträgt nur wenige Zentimeter
Sie stehen nur wenige Zentimeter von der Kolumbarienplatte entfernt. So sehen Sie alles auf der Platte bis ins kleinste Detail.
Das bedeutet:
– Ungenaue Ausführungen werden sofort sichtbar. Bei einem normalen Grabmal stehen Sie immer einige Meter entfernt: kleine Details übersieht man so schnell.
-Ornamente müssen fein gearbeitet sein: idealerweise als Punktgravuren oder im fotorealistischem Strahlverfahren. Das folgende Motiv fand sich als sehr feine Bleistiftzeichen auf den Trauerkarten und
wurde von uns in einer Gravurvariante sehr detailreich umgesetzt. Auch aus nächster Nähe wirkt es sehr fein und zart.
-Die Eigenarten des Materials sind bei Ornament und Schrift sofort zu sehen. Hier muss die richtige Methode gewählt werden. Bei fast allen Platten, die ich dort gesehen habe wurde die Schrift im Sandstrahlverfahren eingearbeitet und dann getönt. Das ist einfach und geht schnell.
Allerdings sehen Sie dann in den Buchstaben und Ornamentflächen kleine Punkte und Körner. Das sind Einschlüsse im Material, die durch das Sandstrahlen nicht entfernt werden.
Das kann dazu führen, das Schrift und Ornament unruhig und unsauber wirken.Besser ist es die Schrift als Keilschrift mit dem Meißel einzuhauen. Dann erhalten Sie eine ruhige und geglättete Schriftinnenfläche. Allerdings ist das Einhauen nur möglich, wenn die Schrift auch genügend Größe hat. Zu kleine, feine und stark geschwungene Schriften sind meistens nur im Sandstrahlverfahren möglich. Achten Sie also auf die richtige Bearbeitungsweise.
3. Die gestaltbare Schriftfläche ist sehr begrenzt
Viel Platz ist auf den Kolumbarienplatten nicht. Reduzieren Sie sich daher auf das wesentliche und überlegen Sie sich, was für Sie wirklich wichtig ist und was auf die Platte soll. Überlegen Sie beispielsweise, ob Sie das komplette Datum nutzen möchten, oder ob Ihnen die Jahreszahlen reichen. Also statt *12.7.1922 +11.12.2012 nur 1922-2012. Das spart in der Regel eine ganze Zeile und gibt den anderen Elementen mehr Raum.
Außerdem sollte vor der Gestaltung der Kolumbarienplatte klar sein, ob Sie die Nische nur mit einer Urne belegen möchten, oder ob später eine zweite Urne dazu kommen soll. Denn dann muss für den zweiten Namen noch Platz gelassen werden. Aus rein gestalterischer Sicht ist es natürlich am schönsten, wenn nur ein Name auf die Platte kommte. Denn so ist am meisten Platz für die Schrift und mögliche Ornamente und Verzierungen.
4. Symmetrie hilft bei der Gestaltung
Achten Sie darauf, daß Sie die Platte möglichst symetrisch gestalten. Denn so nutzen Sie die Fläche für Ornament und Schrift am besten. Wenn beispielsweise ein Ornament auf der linken Seite angeordnet ist, können Sie daneben nur schwer einen längeren Namen unterbringen.
Hier ein Beispiel für eine symetrische Gestaltung, ebenfalls von uns gefertigt.Das kleine Engelornament ist genau auf der Achse. Daselbe gilt auch für die Schrift. Die Platte ist optimal aufgeteilt und alles wirkt an seinem Platz. Besonders die Schrift hat davon profitiert: Sie konnte schön groß eingehauen werden, weil die ganze Plattenbreite zur Verfügung stand.
5. Auslaufender Wachs verschmutzt Naturstein dauerhaft
Die Vorschriften für die Kolumbarien am Südfriedhof an der Wiescherstraße in Herne untersagen die Montage von Grablaterne an den Platten. Das ist eine sehr gute und sinnvolle Vorschrift. Denn oftmals verursacht auslaufendes Wachs aus defekten Kerzen irreparable Schäden an der eigenen und der darunter liegende Platte. Selbst wenn das Wachs mechanisch vom Steinmetz wieder entfernt wurde, bleibt das Fett aus dem Wachs im Stein und lässt sich nicht wieder entfernen. Montieren Sie also keinesfalls Kerzenhalter an den Platten. So ist garantiert, das Ihre Platte immer glänzt wie ein Opal.
6. Individualität wird schwieriger
Bei den Kolumbarienwänden ist eine große Anzahl von Platten auf einen Blick zu erfassen. Besonders an der Wiescherstraße in Herne, denn dort sind die Wände baulich sehr massiv angeordnet. Es wird schnell ersichtlich, wenn sich Motive wiederholen. Dadurch sind Wiederholungen unvermeidlich und Individualität wird gestalterisch für den Steinmetz schwieriger. Auch hat jede Platte dasselbe Format, ist aus demselben Material und alle sind poliert. Hier hilft nur eines: lassen Sie sich Zeit und wählen Sie nicht gleich die erstbeste Idee. Suchen Sie im Leben des Verstorbenen nach Einmaligkeiten oder Gemeinsamkeiten, die Sie gerne auf der Urnenplatte sehen möchten. Sprechen Sie Ihren Steinmetz auch konkret auf Ihre Ideen an. Ich habe die Erfahrung gemacht, das nach einiger Gesprächszeit immer die ein oder andere Idee auftaucht, die es zu vertiefen lohnt.
7. Die Platten müssen nicht als Grabstein, sondern als Bild gestaltet werden.
Denken Sie bei der Gestaltung einer Kolumbarienplatte nicht an einen Grabstein. Stellen Sie sich vielmehr vor, Sie müssten ein Bild gestalten. Denn Kolumbarienplatten gleichen eher Bildern – sie hängen an der Wand und haben ein übliches Bildformat – und kaum einem klassischen Grabmal. Das ist vielleicht auch der Grund, warum viele Steinmetze Probleme bei der Gestaltung solcher Platten haben. Die beiden folgenden Platten aus unserer Werkstatt zeigen eine gute bildhafte Umsetzung: Es wurde nicht gedacht wie bei einem Grabmal, sondern die Fläche wurde in seiner Gesamtheit gestaltet und das sehr bildlich und symbolhaft.
Das erstaunliche: die Entwürfe für beide Urnen-Platten stammen von den Kunden selber. Meine Aufgabe war es ein Verfahren zu finden, mit dem man solche Details und eine extrem kleine Schrift auf die Kolumbarien-Platte bekommt. Die Lösung habe ich gefunden und so fertige ich solche Beschriftungen nach einiger Übung nun in einem speziellen Gravur-Verfahren. Ich bin immer dankbar für solche Herausforderungen, denn so komme auch ich auf neue Perspektiven und Ideen für die Grabmalbeschriftung.
Sie haben weitere Fragen zu diesem Thema? Oder Sie suchen einen Steinmetz für die Urnenplatten an der Wischerstraße in Herne und möchten sie von uns gestalten lassen? Rufen Sie mich an: 02305 543 992 .